Neben Hirten, die mit ihren Herden auf den spärlichen Weiden am Karnischen Kamm unterwegs waren, kamen vor allem Jäger im Zuge der Gemsenjagd in die Hochregionen des Karnischen Kammes. Viele Erstbesteigungen von Gipfeln erfolgten durch Jäger, die bei der Verfolgung des flüchtigen Wildes bis in die Gipfelregionen vordrangen. Etliche von ihnen waren jedoch als Wilderer unterwegs, weshalb nur wenige Aufzeichnungen darüber existieren. Nach der neuen Grenzziehung im Jahr 1785 waren neben Schmugglern auch Hausierer und Tagewerker auf ausgesetzten Pfaden im Hochgebirge unterwegs.

Beginn des Alpinismus

Der Beginn des Alpinismus und die Erschließung in den Karnischen Alpen setzte dann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Viele der Wilderer und Schmuggler, die vorher notgedrungen in den Bergen unterwegs waren, verdingten sich nun als ortskundige Führer. Wiener Alpinisten um Paul Grohmann und Bergbegeisterte im neu gegründeten Deutschen und Oesterreich­ischen Alpenverein (besonders zu nennen ist Dr. Lothar Patera, Kötschach) unternahmen mit ihnen zahlreiche Erstbesteigungen.

Der Krieg im Hochgebirge

In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg erlebte die Erschließung des Gebietes ihren ersten Höhepunkt, doch durch den Ausbruch des Krieges wurden Alpintourismus und der Sommerfrische schlagartig beendet. Der Karnische Kamm wurde zur Gebirgsfront. Ein dichtes Netz an Wegen, so genannte Frontwege, und Stellungen wurden errichtet.
Nach dem Krieg wurden erste zerstörte Schutzhütten wieder errichtet, vor allem aber Frontwege miteinander zum Karnischen Höhenweg verbunden und durchgehend Schutzhütten und Notunterstände gebaut. Doch von 1938 bis 1945 prägten erneut Krieg und Zerstörung die Region. Eine von der Besatzungsmacht verhängte Sperrzone im Tiroler Gailtal unterband nach dem Krieg jegliche Ansätze des Bergsteigens.

Selbst nach deren Aufhebung begann die Wiederbelebung des Bergsteigens am Karnischen Kamm nur schleppend, da die Stützpunkte für Alpinisten fehlten. In der Zwischenkriegszeit wurden vor allem alte Militärstellungen zu Selbstversorgerhütten umgebaut.

Karnischer Höhenweg - Dolomitenfreunde

Ab 1970 setzten sich die Dolomitenfreunde mit Hilfe des Oesterreichischen Alpenvereins für die Instandsetzung des Karnischen Höhenweges und der Hütten ein. Bereits sechs Jahre später war der Weg als durchgehende Verbindung von Sillian bis Arnoldstein fertiggestellt und wurde offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Der Karnische Höhenweg führt heute als „Friedensweg” durch das österreichisch-italienische Grenzgebiet am Karnischen Kamm, dessen Vergangenheit von Krieg und Zerstörung geprägt wurde. Zahlreiche Relikte wie Steiganlagen und Stellungen, aber auch Kriegerfriedhöfe erinnern an die dunkle Geschichte dieser Region.

Lienzer Dolomiten

Im Gegensatz zu den Karnischen Alpen waren die Lienzer Dolomiten weniger stark von den Kriegswirren betroffen. Das gezielte Vordringen in die Gipfelregionen begann Ende des 18. Jarhhunderts durch Botaniker und Geologen, die zu wissenschaftlichen Zwecken in die Berge stiegen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte der Beginn des Alpinismus und der Erschließung der Lienzer Dolomiten ein. Die langjährige Forschungs- und Erschließungstätigkeit brachten das Bergsteigen in diesem Gebiet auf ein hohes Niveau und die Lienzer Dolomiten nehmen heute eine bedeutende Stellung im österreichischen Bergsteigertum ein.

Schon bald bildete sich um Josef Anton Rohracher eine kleine Gruppe von einheimischen Bergsteigern, die in den Lienzer Dolomiten zahlreiche Erstbegehungen durchführten. Um die Jahrhundertwende waren es Bergsteiger aus Wien und Graz, die sich an große Wandklettereien heran wagten.

Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt durch die weitere Erschließung immer schwieriger werdender Unternehmungen, aber auch von großen Erfolgen. Viele Größen der Alpingeschichte, wie Hubert Peteraka und Karl Prusik, eröffneten Anstiege in immer höheren Schwierigkeitsgraden.