Eisklettern ist das Klettern an Eisformationen wie gefrorenen Wasserfällen und Eiszapfen. Dazu verwenden die Kletterer Steigeisen und Eisgeräte (spezielle Eispickel), zum Anbringen der Sicherungen und zum Standplatzbau werden Eisschrauben eingesetzt. Das Eisklettern stellt eine Spezialdisziplin des alpinen Kletterns bzw. Bergsteigens dar. Es wird die gleiche Schutzausrüstung wie beim winterlichen alpinen Klettern verwendet.

Als Eistour bezeichnet man hochalpine Klettertouren durch eine Eiswand mit einer Neigung zwischen 40° und 90°. Die Ausrüstung ist ähnlich der des Eiskletterns.

Unten stehend eine Auswahl von Eiskletterrouten in einigen Bergsteigerdörfern, Informationen zu weiteren Routen bzw. künstlichen Eisklettertürmen finden sich bei den einzelnen Orten.

Jezersko

Sinji slap

II/3, WI 85°/60°, 150 m, 2–3 h

Der Wasserfall Sinji slap ist einer der ersten Wasserfälle Sloweniens, der bestiegen wurde. Er liegt unterhalb der Češka koča, im Talschluss der Ravenska Kočna und gehört zu den am meisten besuchten und bekletterten, vereisten Wasserfällen. Die Sicherungsstellen sind mit Kletterhaken und Bohrhaken versehen, die man oft unter einer Schneeschicht suchen muss. Die Klettertour ist nicht zu anspruchsvoll, deshalb ist sie auch für Anfänger gut geeignet. Die größte Eisdicke und folglich die intensivste himmelblaue Farbe hat der Eisfall gegen Ende der Saison, wenn auch das Klettern am schönsten ist. Zum Wasserfall kommen Sie am leichtesten, wenn Sie mit Tourenskiern über die Langlaufloipen bis zu den Seilbahnstationen gehen. Von dort bis zum Wasserfall ist es noch eine halbe Stunde. Der Ausstieg befindet sich unmittelbar bei der Češka koča. Den Abstieg nimmt man durch Malo Žrelo oder über die Štular Alm (1 Stunde) zum Ausgangspunkt bei der Materialseilbahn. Beide Abstiegsmöglichkeiten verlaufen durch zahlreiche Lawinenstriche, deshalb empfehlen wir, dass Sie bei Lawinengefahr am Wasserfall abseilen.

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Ginzling

Zemmschlucht Eisfall (WI 3-)

Einer der leichtesten Eisfälle im Zillertal, der außerdem von der Zemmschluchtstraße gut zu Fuß zu erreichen ist. 260 m ist der Eisfall lang, doch die Schwierigkeiten der fünf Seillängen bleiben mit WI 2 bis WI 3- (= 70° Steilheit) moderat. Zwischendurch teilweise auch Gehgelände. Für den Abstieg seilt man zu einer Hängebrücke ab, über die man wieder zurück zur Straße gelangt.

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Hüttschlag

Zweistufiger Wasserfall in unmittelbarer Nähe des Maurachbauern in Hüttschlag. Ca. 5 km nach Hüttschlag zweigt man bei der Maurachkapelle nach links über eine Brücke zum Maurachbauer ab. In ca. 10 Minuten ist man beim Einstieg des unteren, kleineren Wasserfalls. Nach einem Höhenunterschied von ca. 20 m erreicht man eine flache Stelle die zum nächsten, höheren Wasserfall führt. Dieser, ca. 40 m hohe Wasserfall ist nicht allzu schwierig und weist meistens gute Verhältnisse auf. Der Abstieg erfolgt über einen einfachen Steig.

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Lesachtal

Im OeAV-Freizeitpark in Kötschach-Mauthen können Eiskletterer am „Alpinen Marterpfahl“, einem vereisten Kletterturm, ihr Können unter Beweis stellen. Auch im Sommer kann hier mit Steigeisen und Pickeln geklettert werden. Beim so genannten „Dry Tooling“ versucht man mit dem Eisgerät und den Steigeisen, die nur eine Frontalzacke haben, in den vorhandenen Strukturen und kleinen Löchern Halt zu finden.

Natureisklettermöglichkeiten gibt es nur vereinzelt, wie zum Beispiel an der Gailbrücke nach Obergail (leichte Touren) oder im Millnazengraben (verschiedene Längen und Schwierigkeitsgrade; Zustieg bei erhöhter Lawinengefahr nicht möglich). Je nach Verhältnissen gibt es in manchen Jahren auch Eisklettermöglichkeiten in den Seitentälern der Karnischen Alpen, z. B. dem Obergailertal oder dem Frohntal.

Malta

Das Maltatal hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Eldorado für Eiskletterer entwickelt. Eine Vielfalt von Wasserfällen, die meist leicht erreichbar und relativ lawinensicher sind, bieten sowohl für Anfänger als auch für Profis ein weitläufiges Betätigungsfeld.
Da sich die meisten Eisfälle auf privaten Grundstücken befinden, sollten einige Grundregeln eingehalten werden, um Konflikten vorzubeugen:

  • Alle Eiskletterer werden ersucht, nicht vor dem 1. Jänner (Ende der Jagdsaison) zu klettern, um Konflikte mit der Jägerschaft und mit Grundbesitzern zu vermeiden.
  • Für den Zustieg sollen nur markierte Steige verwendet werden. Der Abstieg erfolgt durch Abseilen oder in unmittelbarer Nähe der Wasserfälle.
    Einen Ausstieg in höhere Waldregionen sollte man vermeiden.
  • An der Straße geparkte Fahrzeuge sollten so abgestellt werden, dass Holztransporte und andere Anrainer nicht behindert werden.

Mauthen

In Mauthen bietet sich der 28 m hohe Eisturm im OeAV- Freizeitpark mit dem Kosenamen „Alpiner Marterpfahl“ als Alternative zu natürlichen Eisfällen an. Hier kann man von Ende November bis März mit Toprope-Sicherung bei Tag und Nacht dem eisigen Vergnügen frönen und sich auch in der gemütlichen Hütte nebenan laben. Alljährlich findet Anfang Jänner die Österreichische Eisklettermeisterschaft statt. Die Eisklettermeisterschaft der Jugend findet Anfang Februar statt.

Eisfälle im oberen Gailtal
Im Oberen Gailtal gibt es einige Wasserfälle, die sich für zünftige Eiskletterei anbieten. Wegen ihrer topographischen Lage ist die objektive Gefahr relativ groß.

Region Sellraintal

Das Klettern an gefrorenen Wasserfällen gilt unbestritten als die schwierigste Sparte des Alpinismus. Die Wasserfälle im Gebiet des Sellraintales sind ein ideales Gelände für den Einsteiger sowie ein gutes Training für den bereits fortgeschrittenen Könner im mittleren Schwierigkeitsbereich und gipfeln in der 140 m hohen fantastischen Eiskaskade der „Hängenden Gärten“, welche als einer der Extremklassiker in Tirol gilt.

Beliebt bei den Anfängern ist der „Gasthausfall“ gleich über dem Parkplatz von Lüsens. Der breite Eiswall im unteren Bereich erlaubt auch das problemlose Klettern mehrerer Seilschaften nebeneinander.

Ein wenig weiter talein im Fernerboden, aber ebenso ideal, um die ersten Schritte ins Eis zu setzen, ist der kompakte und gut abgestufte Eissturz namens „Easy Afternoon“. 80 m hoch, erlaubt das Gelände sogar das Abseilen an Bäumen am Rande der Schlucht.

Das wirkliche Abenteuer aber ist die Überwindung der „Hängenden Gärten“, ein phantastisch glitzerndes Gebilde von mehreren schmalen und oft frei hängenden Eissäulen.

Daneben gibt es im Sellraintal noch eine Menge kleinerer Eisfälle, ganz in der Nähe von Gries und nahe der Talstraße wie der kompakte Eisschild des Seigesbaches oberhalb des Sportplatzes von Sellrain mit einer Wandhöhe von nur 35 m. Dazu kommen die Wasserfälle des Sautrogs, der Stuppeneisfall sowie der Bafflfall. Mit Wandhöhen zwischen 90 und 150 Metern bieten sie eine allmähliche Steigerung von Länge und Schwierigkeit.

Genaues über Eisverhältnisse, Zustiege und Lawinensituation erfährt man bei den Bergführern in Gries, wo auch entsprechende Kurse angeboten werden.

Thomas Haider
Gries 34 d, 6182 Gries im Sellrain
Mobil: +43/(0)664/2220026
E-mail: haider-schmitt@gmx.at

Einige der beliebtesten Eisfälle des Sellraintales mit Schwierigkeitsangabe (WI – Water Ice), Wandhöhe und Zustiegszeit:

  • Seigesbach-Eisfall: WI 2 bis 3, 35 m, 3 Min.
  • Stuppen-Eisfall: WI 3 bis 5, 90 m, 25 Min.
  • Sautrog-Eisfall: WI 3, 155 m, 30 Min.
  • Bafflfall: WI 3 bis 5, 120 m, 20 Min.
  • Gasthausfall Lüsens: WI 4, 125 m, 10 Min.
  • Easy Afternoon: WI 4, 80 m, 30 Min.
  • Hängende Gärten: WI 6, 140 m, 30 Min.

St. Jodok, Schmirn- & Valsertal

Schon seit 1980 ist das Schmirn- und Valsertal den Eiskletterern ein Begriff. In Schmirn lockt das Kluppental mit etwa 10 Eisfällen. In Vals bietet sowohl der Zeischkessel, als auch das Alterertal eine Vielzahl an Eiszapfen, die zum Klettern einladen. Vor allem im Alterertal beeindruckt mit Eisfällen bis zu 200 m Höhe.

Achtung: Bei allen Eisfällen herrscht sehr große Lawinengefahr.
Lawinensituation beachten! Lawinen-Notfallausrüstung mitführen!

Oktoberrevolution

Drytoolklettergarten neben dem Klettersteig in der Stafflacher Wand

Am 1. Oktober startet das “Drytool-Klettern” in St. Jodok, daher der Namen des Klettergartens. Der Klettergarten verfügt über mehrere Routen, sowie über die Mehrseillängentour “Trockentraining”.

Drytooling stellt vor allem im Herbst eine ideale Vorbereitung auf die Eisklettersaison dar. Die Bandbreite der Schwierigkeiten bei den einzelnen Routen reicht vom Anfängerniveau bis hin zu Touren in den oberen Schwierigkeitsgraden.

Trockentraining

Mehrseillängentour für Drytooling mit zwei Ausstiegsvarianten (D5+ oder D8-). Aufstieg zum Peter-Kofler-Klettersteig bis kurz vor dem Einstieg folgen. Bei der Lehrpfad-Tafel Nr. 6 auf dem Waldweg in Richtung Osten bis links die Abzweigung zur Route “Trockentraining” beschildert ist.

Der Abstieg erfolgt entweder per Abseilen entlang der Route, oder über den Notausstieg des Klettersteigs, den man am Ende der Route erreicht, und dann im Wald über den Pfad absteigen (beschildert).

  • Schwierigkeit: D5+ oder D8-
  • Länge: 125 m
  • ganzjährig begehbar

Tiroler Gailtal

Vom Sportzentrum Kartitsch ausgehend folgt man dem Weg ins Winklertal Richtung Obstanserseehütte bis zum Talschluss. Der Eisfall ist nicht zu verfehlen, Tourenski sind für den Zustieg von Vorteil. Der Obstanser-Eisfall bietet mehrere Klettermöglichkeiten. Er gliedert sich in einen ca. 250 m hohen unteren Teil und einen ca. 100 m hohen oberen Teil.

Der Abstieg erfolgt im oberen Teil durch Abseilen, am Ende des unteren Teils trifft man auf die Brücke des Wanderweges und kann über diesen zum Ausgangspunkt absteigen.

Weitere Eiskletterrouten im Tiroler Gailtal

Weißbach bei Lofer

Klettern in der Sommersaison hat schon lange Tradition in Weißbach. Ein neuerer und nicht minder beliebter Trend ist sicherlich das Eisklettern im Winter. Durch die weitläufigen Felswände mit dünnen Eisbändern und gefrorenen Wasserfällen bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für das Steileisklettern im Winter rund um Weißbach.

Richtung Saalfelden gibt es mehrere Touren, die direkt an der Bundesstraße liegen, aber auch in Weißbach selbst eignen sich die Klammen und kleineren Wasserfälle je nach Verhältnissen gut zum Eisklettern (z.B. Dießbach, Mühlbach, Vorderkaserklamm, Buchweißbach). Weitere Eiskletterrouten finden sich im Bundesheerklettergarten bei Dießbach sowie im benachbarten bayerischen Schneizlreuth.

  • Russisches Roulet (WI 4+ = 80 – 85°)
    abenteuerliche Route, teilweise grasdurchsetzter Fels
  • Born to be wild (WI 4+ = 80 – 85°)
    Quergang auf einer dünnen Eisplatte bildet die Schlüsselstelle
  • Eisroulade (WI 5 = 85°)
    Kletterei an einer senkrechten Kerze
  • Spiegelarena (WI 5 = 85°)

Die Region Salzburger Saalachtal hat aber noch mehr zu bieten als Naturklettergebiete. Europas größte Eiskletterwand wartet im 20 km entfernten Unken auf Kletterbegeisterte im Winter. Die OeAV-Sektion Lofer hat im Winter 2009/10 einen Eiskletterpark im Heutal bei Unken errichtet. Der gewaltige Turm ragt 16 Meter in die Höhe und bietet eine Gesamtkletterfläche von 230 m². Die Wandneigungen reichen von 7° bis 30° negativ, besonderes Highlight ist ein 2 Meter ausladendes Dach in 16 Meter Höhe. Durch den Sponsor AustriAlpin wird den ganzen Winter ein Testcenter angeboten und an einem Tag in der Woche bietet die Eiskletterszene ein Schnupperklettern im Heutal an.

Highlight eines jeden Winters ist der Event „Glace Glisse“. Hier trifft sich die Welt-Elite des Eiskletterns, um ein Wochenende lang gemeinsam einen Wettkampf auszutragen, sich auszutauschen und zu feiern.