Das ladinische Dorf Lungiarü zeichnet sich durch seine hochwertige Natur- und Kultur­landschaft sowie durch seine Lage am Fuße der Dolomiten aus.

Ladinische Sprache

Das Gadertal – somit auch Lungiarü – ge­hören zu den fünf dolomitenladinischen Tälern in Italien. Hier wird Ladinisch (ladin) gesprochen. Seit 1951 ist das Ladinische in der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol als eigene Sprachgruppe anerkannt. Entstanden ist die Sprache, als die Römer die Regionen entlang des Alpenhauptkammes eroberten. Die Urbevölkerung hat in den nachfolgen­den Jahrhunderten das Volkslatein der römi­schen Soldaten, Beamten und Händler in ih­ren Wortschatz integriert. Die übernommene lateinische Sprache wandelte sich so allmäh­lich zum Ladinischen. Das Ladinische gehört damit zur Familie der romanischen Sprachen.

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Naturpark Puez-Geisler

Lungiarü liegt am Eingang zum Naturpark Puez-Geisler. Der Naturpark wurde im Jahre 1978 ausgewiesen und 1999 auf die heutige Größe von 10.722 ha erweitert. Mehr als die Hälfte des Fraktionsgebietes von Lungiarü liegt im Naturpark Puez-Geisler. Im Norden wird das Parkgebiet vom Würzjoch, im Süden vom Grödner Joch, im Osten vom Gadertal und im Westen vom Villnösstal und Gröden begrenzt.

Aufgrund seiner interessanten Geologie wird dieses Schutzgebiet auch als „Geschichtsbuch der Erde“ bezeichnet: Sämt­liche für die Dolomiten typischen Gesteins­arten, Ablagerungsschichten und Verwitte­rungsformen finden sich hier. Aber auch die Fauna und die Flora des Naturparks weisen eine einzigartige Artenvielfalt auf. Seit 2009 ist der Naturpark Puez-Geisler Teil des Dolo­miten UNESCO Welterbe.

Campiller Schichten

Lungiarü weist zwei geologische Besonderheiten auf: die bei Picolin / Pikolein verlaufende Grenzlinie zwischen dem Quarzphyllit und dem Dolomitgestein und die bekannten Campiller Schichten (ladinisch: func da Lungiarü). Letztere türmen sich im Campiller Tal mit einer Mächtigkeit von etwa 300 Metern auf. Es ist eine sandig-mergelig-kalkige Gesteinsart von rötlicher Tönung mit Fossilien wie Muscheln und Gastropoden. In den Campiller-Schichten eingelagert sind die Bellerophon-Schichten, die eine Mächtigkeit von bis zu 100 Metern erreichen.

Viles – Jahrhundertealte Siedlungskultur

Weitum bekannt sind vor allem die Viles, die zu den ältesten Siedlungen dieses Gebietes gehören. Die Viles sind Gehöftegruppen bzw. Weiler, die an den Hängen auf der Sonnensei­te errichtet wurden. Viele Hofnamen reichen bis ins 13. und 14. Jahrhundert zurück. Sie ge­hören zu den wertvollsten Kulturzeugnissen des Campiller Tales und sind heute beliebte Ausflugsziele: Lagoscel, Ví, Grones, Seres und Miscí.

Die Viles wurden in Rodungsinseln, wo der Wald dem Getreide- und Ackeranbau weichen musste, bis auf knapp 1.600 Metern Höhe erbaut. Das typische Bauernhaus be­steht aus einem gemauerten Untergeschoss und einem vorkragenden Obergeschoss aus Holz, wodurch es die eigentümliche „Pilz­form“ erhält. Unmittelbar an das Wohnhaus schließt meist das Wirtschaftsgebäude an. Mindestens drei Bauernhöfe sind dabei nicht allein durch bauliche Nähe und gemeinsame Einrichtungen wie Durchgänge und Innen­höfe, sondern auch durch eine ökonomische Beziehung zueinander verbunden, wie durch einen gemeinsamen Backofen und Brunnen und durch gemeinsame Nutzungsrechte. Diese Siedlungsdenkmäler zeugen vom Zusammengehörigkeitsgefühl und sparsamen Umgang mit dem Boden als einst einziger Lebensgrundlage. Eine besondere Note ver­leihen den kompakten Weilern die noch gut erhaltenen sieben bis acht Meter hohen Tro­ckengestelle, die Favas – auch als Harpfen be­kannt –, die für die Trocknung von Getreide und Futterbohnen verwendet wurden.

Tradition und Brauchtum

Das Campiller Tal zählt zu jenen dolomitenla­dinischen Tälern, die noch an Bräuchen und Traditionen festhalten. Sie haben in der dörf­lichen Gemeinschaft einen hohen Stellen­wert. Die meisten Bräuche und Traditionen folgen dem Jahreslauf und größtenteils dem kirchlichen Kalender. Wegen der Abgeschie­denheit des Tales und des geringen Touris­tenstromes ist in Lungiarü das heimische Brauchtum noch in einer sehr authentischen Form erhalten geblieben.

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