Alpinismus – Gestern und heute
Der Pütia / Peitlerkofel (2.876 m) wurde schon von Johann Santner 1884 als „Aussichtspunkt ersten Ranges“ bezeichnet. Wegen seiner Randlage gilt der weithin sichtbare markante Gipfel als nordwestlicher Eckpfeiler der Dolomiten. Kaum bekannt ist, dass er sich zur Gänze im Fraktionsgebiet von Lungiarü befindet und dessen Hausberg ist. Die meisten Kletterrouten befinden sich auf seiner Nordseite, wie die Messner-Route an der direkten Nordwand im VI. Schwierigkeitsgrad, benannt nach den Erstbesteigern Reinhold und Günther Messner im Jahr 1968 aus dem benachbarten Villnösstal. Auch an der Nordseite befindet sich die am meisten bestiegene Hruschka-Route im IV.–V. Schwierigkeitsgrad.
Der in Lungiarü geborene Hans Pescoller beschrieb in seinem Tourenbuch die Besteigung der Peitler-Nordwand über die Hruschkaführe zusammen mit Heini Holzer im Jahr 1968 als „Erfüllung seines ehemaligen größten Bergwunsches“. Hans Pescoller, Autor von Tourenführern und Bildbänden, war 1963 Erstbesteiger der Nordostwand des Crëp dales Dodesc / Zwölferkofel (2.403 m) im III. Schwierigkeitsgrad und 1971 der Nordwand am Capuziner (2.710 m) zusammen mit Hans Steger im V. Schwierigkeitsgrad. Dass der Pütia/Peitlerkofel noch immer alpinistisch interessant ist, zeigen die Erstbegehungen im Jahr 2015 an der Südwand „Traverso al Cielo“ von Simon Kehrer und Christoph Hainz im Schwierigkeitsgrad 7b (obbl. 6c) und die Route „Fornella Express“ am Peitlerkofelturm im VII. Schwierigkeitsgrad von Alex und Kurt Pfattner.
Die AVS-Ortsstelle San Martin de Tor / St. Martin in Thurn
Die erste Sektion im Gadertal wurde bereits im Jahre 1886 gegründet, damals im Deutsch-Österreichischen Alpenverein unter Jan Batista Alton aus Calfosch / Kolfuschg. Mit dem 1. Weltkrieg wurde das Vereinswesen verboten. Diese Situation währte bis zum 2. Weltkrieg, auch wenn in der Zwischenzeit das Bergsteigen ohne offizielle Vereinsstruktur weiter betrieben wurde. Im Jahre 1954 wurde der Alpenverein CAI Val Badia gegründet und bald darauf der AVS Mareo/Enneberg und AVS La Val / Wengen, beide als Ortsstellen der Sektion Bruneck.
Die Alpenvereine des Gadertales, AVS und CAI sind seit 2012 in einem Verein, der Lia da Munt Ladinia Val Badia, zusammengeschlossen. Am 20. Mai 2016 wurde die Ortsstelle San Martin de Tor / St. Martin in Thurn gegründet, Ortsstellenleiter ist Elmar Dapoz aus Lungiarü. Die Ortsstelle zählt derzeit 177 Mitglieder, wobei ca. ein Drittel Lungiarü anzurechnen ist.
Am 1. Juni 2016 wurde ein weiterer Schritt gesetzt: Die AVS-Ortsstellen Mareo / Enneberg und La Val / Wengen schlossen sich mit den neu gegründeten Ortsstellen San Martin de Tor / St. Martin in Thurn und der Ortsstelle Fodom/Buchenstein zusammen und gründeten die neue AVS-Sektion Ladinia. Die 130-jährige Geschichte des Alpenvereins im Gadertal hat einen kontinuierlichen Aufbau erfahren und aus den bescheidenen Anfängen ist die Interessensgemeinschaft zu einer großen Familie gewachsen. Mit den Ortsstellen zählt die Sektion Ladinia mittlerweile 1.300 Mitglieder, Tendenz steigend.