Fünf neue "De.Co."-Auszeichnungen für Triora
Drei lokale Produkte und zwei Traditionen des Bergsteigerdorfs Triora im oberen Argentina-Tal wurden kürzlich in das “De.Co-Register” Liguriens aufgenommen (“De.co.” steht für “Denominazine communale” und stellt eine geschützte Herkunftsbezeichnung für Produkte und kulturelle Werte auf Gemeindeebene dar). Mit dem bereits ausgezeichneten, typischen Brot aus Triora hat die Gemeinde jetzt sechs Produkte in diesem Verzeichnis registriert.
Die De.Co.-Kommission der Region Ligurien hat die von der Gemeindeverwaltung vorgeschlagenen Produkte und Traditionen, die man noch heute in Triora genießen und erleben kann, geprüft und positiv bewertet: Sugeli (eine typische Pasta), Brussusa (eine Art Calzone aus Brotresten), Crescenza (eine Art rotes Fladenbrot mit Tomatensauce, Oliven und Sardellen) sowie die wichtigste touristische Veranstaltung von Triora, die Strigora und die kulturellen und religiösen Veranstaltungen der “Bruderschaft des Guten Todes”.
Typische Rezepte der Seealpen basieren in der Regel auf den Zutaten der weißen Küche (so genannt, weil helle Produkte wie Mehl, Milch, Käse, Knoblauch, Kartoffeln die Hauptrolle spielen). Diese “cucina bianca” ist noch heute ein wesentlicher Teil der lokalen Küche.
Bei den “Surgeli” handelt sich um frische Nudeln, die ausschließlich von Hand mit dem klassischen “corp de dè”, d. h. mit einem Fingerschlag, zubereitet werden und zu den ältesten Rezepten gehören, die man in der Gemeinde Triora findet. Es handelt sich um ein schlichtes Gericht, das dank des Wassers aus den Bergquellen, des kräftigen Knoblauchgeschmacks und des unvergleichlichen Aromas des Bruzzo, eines typischen Käses, der durch die Reifung des Ricotta von Schafen der “pecora brigasca”, einer für das Gebiet typischen Rasse, gewonnen wird, reich an Geschmack ist. Die Sugeli werden mit einigen Scheiben gekochter Kartoffeln serviert.
Das Rezept zur Zubereitung der “Surgeli” findet sich im Alpenkulinarischen Reisebuch.
In der Gemeinde Triora stellte früher jede Familie ihr eigenes Brot her, das im Dorfbackofen gebacken wurde. Aus diesem Grund hatte jede Familie ein Siegel, das auf den Brotteig gestempelt wurde, um so die eigenen Brotlaibe von den anderen zu unterscheiden.
Aus den Resten des Brotteigs (denn nichts wurde weggeworfen) wurden dünne, halbmondförmige Scheiben (wie eine “Calzone”, wörtlich übersetzt “Socke”) hergestellt, die mit Knoblauch und Bruzzo (einem herzhaften Schafkäse) gewürzt wurden. Sie wurden kurz vor dem Brot im Ofen gebacken. Dieses Produkt hieß Brussusa.
Rezept für 6 bis 8 Personen
- 300 g Mehl Type 00
- 150 ml Wasser
- 7 g Hefe
- 5 g Salz
Zubereitung:
Das Mehl mit lauwarmen Wasser, in dem zuvor die Hefe aufgelöst wurde, und dem Salz zu einem glatten Teig kneten. Den Teig 2 Stunden ruhen lassen. Teigkugeln von etwa 100 g formen und dünn ausrollen. Eine Hälfte der ausgerollten Teigblätter nach Belieben würzen, halbmondförmig zusammenlegen und die Ränder verschließen. Bei 200 Grad backen, bis sie durchgebacken sind.
Es gibt viele Varianten der Brussusa, mit Lauch, Mangold, Tomaten, Kartoffeln und sogar Äpfeln.
Wenn in Triora von Crescenza gesprochen wird, dann lohnt es sich gut zuzuhören!Diese Köstlichkeit wird sie dazu bringen, sich die Finger zu lecken! Angiolino Asplanato, Angiulin, der Bäcker und Erfinder des Brotes von Triora, machte in seiner Bäckerei eine ganz besondere “sardenaira” oder rote Pizza, die “crescenza”.
Für ein Kilo Mehl werden 400 g Öl, 100 g Bierhefe und Salz nach Bedarf gemischt; nachdem der Teig geruht hat und aufgegangen ist, wird er auf ein Backblech gelegt und mit einer charakteristischen Soße, die aus Zwiebeln, Tomatenpüree, Oliven und Sardellen besteht, bestrichen.
Triora ist aufgrund eines dokumentierten Prozesses gegen einige bedauernswerte Frauen in den Jahren 1587-1589 als “Land der Hexen” bekannt geworden. Anlässlich des 400. Jahrestages dieses tragischen Ereignisses wurden Konferenzen und Ausstellungen organisiert, an denen namhafte Wissenschafter*innen teilnahmen. Der Wunsch, diese Ereignisse “lebhaft” darzustellen führte zur Entstehung von Strigòra, ein Wort, das sich aus Hexen und Triora zusammensetzt, was auch magische “Hexenmäuler” bedeuten kann.
Im Jahr 2001 war es erstmals soweit. Das mittelalterliche Dorf füllte sich zwei Tage lang mit buntem Treiben, in dem Touristen und Neugierige, Schauspieler, Trommler, Fahnenschwinger, Musiker, Armbrustschützen und Tänzerinnen zwischen den Ständen mit Naturprodukten und Kunsthandwerk und Tischen mit köstlichen Kuchen und Crescenza flanierten. Am Abend verfolgten auf der Piazza della Collegiata rund tausend Menschen in andächtiger Stille und im Schein von Fackeln und Kerzen eine Aufführung, die mit alter und neuer Musik, Lichtern, hervorragenden Schauspielern und außergewöhnlichen Kostümen einige dieser Frauen in den Mittelpunkt stellte.
Die Strigòra wird bis heute mit dem gleichen Geist, den gleichen Charakteren und mit wachsender Zustimmung des Publikums wiederholt.
Im Jahr 2024 wird die Veranstaltung am Sonntag, den 18. August stattfinden.
Die alte und ehrwürdige “Bruderschaft des guten Todes” wurde gegründet, um Kranken Hilfe zu leisten und diejenigen, die es sich nicht leisten konnten, eine würdige Beerdigung zu garantieren. Sie begleitete auch zum Tode Verurteilte, nachdem sie an “Leib und Seele” gestärkt wurden. Auch in Triora, damals eine echte Stadt, entstand diese wohltätige Vereinigung, einfach “la Misericordia” genannt, der zunächst auch Frauen angehörten. Um den säkularen und religiösen Charakter hervorzuheben, schlossen sich 1802 17 Priester an. In jüngerer Zeit übernahm die Bruderschaft die Aufgabe, weniger wohlhabenden Verstorbenen zum Grab zu bringen und dieses vorzubereiten, “u ciottu”, für alle Verstorbenen.
Das jährliche Fest dieser Bruderschaft findet am ersten Sonntag im Juli statt, wenn die Statuengruppe der Madonna della Misericordia, die 1841 vom genuesischen Bildhauer Paolo Olivari ausgeführt wurde, in einer Prozession durch das Dorf getragen wird. Die Statuengruppe zeigt, wie die Madonna dem Arbeiter Antonio Botta, dem “seligen Toni”, im Tal von San Bernardo auf den Höhen von Savona erscheint. Am Tag des Jahrestages war es üblich, die Kinder zu firmen. Die Prozession wird feierlich von einer Musikkapelle begleitet.
Zusätzlich zu diesem Fest organisiert die Bruderschaft am zweiten Sonntag nach Ostern die Bußprozession zum “Berg” in Erfüllung eines alten Gelübdes aus dem Jahr 1756, als die Felder laut Überlieferung dank der Fürsprache der Jungfrau Maria von einer Raupen- und Heuschreckenplage befreit wurden. Neben der sehr schweren Statue tragen die Brüder im schwarzen Habit mit Kapuze und nackten Füßen ein schweres Kreuz auf ihren Schultern, während andere Männer senkrecht eine wertvolle Christusstatue aus dem späten dreizehnten Jahrhundert tragen, die in der Stiftskirche aufbewahrt wird. Eine sehr lange Prozession erreicht das Ziel, wo der Pfarrer Gebete ausspricht und das Kreuz drehend, die umliegenden Länder segnet.
Viel Mühe und Sorgfalt erfordert die Zeremonie am Karfreitag, wenn der tote Christus vom Kreuz abgenommen wird. Zunächst wird in der Stiftskirche die Bühne vorbereitet, auf der am Abend die eindrucksvolle Zeremonie stattfinden wird. Am Ende des Stabat mater – eines mittelalterlichen Gedichts – intoniert die alte Orgel den vibrierenden Gesang “Or ch’esangue”, der im zentralen Teil das Gebet des Moses in Ägypten von Rossini enthält. Zwei Männer in weißem Habit mit einem schwarzen Kreuzband steigen langsam eine Holzleiter hinauf zum Querbalken des Kreuzes. In einer unwirklichen Stille lösen sie abwechselnd die Hände des Herrn und lassen drei Schläge in der Stiftskirche erklingen. Der Pfarrer entfernt auch die Füße vom schwarzen Kreuz mit drei laut hörbaren Schlägen. Dann wird der Körper langsam in ein weißes Betttuch gelegt, das eine Gruppe junger “sanluigini” zuvor ausgebreitet hatte. Nachdem der göttliche Körper die Stufen der Bühne hinab getragen wurde, wird er in eine antike Sänfte gelegt, um entlang der “carugi” und der Hauptstraße Corso Italia getragen. Im Laufe des Tages verteilen die Brüder in Triora, in Molini und in den Weilern besondere Brotlaibe mit zwei Köpfen. Zudem wird darauf mit einer einfachen Klinge der Buchstabe “M” eingeritzt, als Symbol für die Barmherzigkeit.