Der Alpintourismus entwickelte sich im Großen Walsertal etwas später als in weiten Teilen der Ostalpen. Beschreibungen großer alpinistischer Leistungen oder Forschungsaktivitäten finden sich in der Literatur nur spärlich. Erst 1868 erscheint im Jahrbuch des Alpenvereins die wohl erste Beschreibung einer Alpintour im Großen Walsertal von John Sholto Douglass. Weitere Reiseberichte folgten 1873 von Franz Burgartz und noch etwas später vom Arzt, Bergsteiger und Publizist Karl Blodig.

Erste Alpenvereinshütten

Der Startschuss für den Bau einer touristischen alpinen Infrastruktur wurde mit der Gründung der DAV-Sektion Biberach am 29. Dezember 1895 gelegt. Nur 15 Jahre nach ihrer Gründung erfolgte der Beschluss zum Bau der Biberacher Hütte, die 1911 eröffnet wurde. Es folgten der Neubau der Freiburger Hütte (DAV-Sektion Freiburg), die Errichtung der Göppinger Hütte (DAV-Sektion Göppingen) sowie der Frassenhütte (seit 1927 im Besitz der Sektion Bludenz des damaligen DuOeAV).

Sektion Vorarlberg

Noch früher als die DAV-Sektion Biberach wurde allerdings die Sektion Vorarlberg am 1. Dezember 1869 gegründet. Sie gehört damit zu den ältesten Alpinen Vereinen in Österreich. Obwohl es damals noch keine „Arbeitsgebietsregelung” gab, wurden vor allem die Wege und Steige zu den Hütten sowie die Verbindungen zwischen den Hütten ausgebaut und gepflegt. Noch heute betreut die OeAV-Sektion Vorarlberg rund 1.000 Kilometer Wanderwege und alpine Steige; im Bereich des Großen Walsertales gehört das Gebiet des Hochgerachs zu ihren Arbeitsgebieten.

Aufschwung im Tourismus

Damit die Gäste länger im Großen Walsertal bleiben, beschloss der Lustenauer Rudolf Sperger das Hotel Faschina auf 1.500 m zu errichten. Das Haus wurde 1932 in traditioneller Holzbauweise erbaut. Alle Zimmer verfügten über Zentralheizung und fließend Kalt- und Warmwasser.

Zum richtigen Aufschwung des Tourismus kam es in den 1950er-Jahren, seit 1944 ist die Straße von Fontanella nach Faschina befahrbar, Lawinengalerien sichern seit 1986 die Straße nach Damüls. Ende der 1940er errichtete Rudolf Sperger den ersten Schlepplift im Tal. Im Winter 1956/57 legten Fridolin Burtscher und Kurt Schäfer als erste die staatliche Skilehrer-Prüfung ab. Kurt Schäfer gilt als Pionier des Skifahrens im Großen Walsertal. 1958 eröffnete er die erste Skischule, deren Büro in seinem Hotel untergebracht war.

Nachhaltigkeit und Biosphärenpark

Der Tourismus alleine konnte die Walser allerdings nicht im Tal halten. Um der drohenden Abwanderung entgegen zu wirken, besannen sich die Walser auf die enge Verknüpfung der verschiedenen Aspekte in ihrem Tal: Landwirtschaft, Handwerk, Kultur und Tourismus. 1997 setzten sich etwa 60 engagierte Walser zusammen und entwarfen ein Leitbild für die Zukunft des Tales. Durch die intensive Einbindung der einheimischen Bevölkerung, war die Akzeptanz des Biosphärenparks bei der Einreichung im Jahr 2000 hoch.

Durch das Prädikat „UNESCO- Bioshpärenpark”etabliert sich das Große Walsertal heute als Vorzeigeprojekt in Sachen erneuerbare Energie, Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft sowie der Förderung des heimischen Handwerks und kulinarischer Köstlichkeiten.

Ausführliche Beschreibungen zur Alpingeschichte des Großen Walsertals bis heute finden Sie in dem Büchlein „Alpingeschichte kurz und bündig – Bergsteigerdorf Großes Walsertal”.