Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer

Vielseitig, alpin, familienfreundlich

Das Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer liegt, eingebettet in den gleichnamigen Naturpark, im Salzburger Saalachtal. Die umgebenden mächtigen Kalkmassive bieten dem Wanderer, dem Bergsteiger, dem Kletterer und generell allen Naturliebhabern eine unvergleichliche Kulisse.

Den farblichen Gegensatz zum hellen Fels bilden die artenreichen Almflächen auf den Weißbacher Gemeinschaftsalmen und die bewaldeten Bergflanken. Weißbach
hat sich als das Kletterdorf unter den Bergsteigerdörfern etabliert und weist zahlreiche ortsnahe Klettergärten und Klettersteige auf. Es liegt in einem sehr
wasserreichen Gebiet, zu den naturräumlichen Besonderheiten zählen tiefe
Höhlen und wilde Klammen.

Das Kletterdorf
Reist man von Lofer durch das Saalachtal nach Süden, dann stellt sich rasch das Gefühl ein, als fahre man durch eine gewundene, von einem ungeheuren Hobel ausgeschürfte Steinrinne. Über dem breiten Talboden ragen umso höher auf beiden Seiten die steilen Felswände in den Himmel. Der Gesamteindruck ist eher heiter als düster: Der grün schimmernde Bach läuft durch Wiesengelände und kleine Waldstücke, in den Talgrund sind einzelne Gehöfte und kleine Häusergruppen eingestreut. Über schroffen Seitentälern bauen sich eindrucksvolle
Berg pyramiden auf, die aussehen, als hätte ein verspielter Gigant riesenhafte
Gesteinsplatten gestapelt.
An der sonnigsten Stelle des Talgrundes breitet sich das Dörfchen Weißbach aus. Alpinisten werden sofort die Felsplatte registrieren, die gleich hinter der Pfarrkirche aufragt. Hier befindet sich einer jener Klettergärten, die mittlerweile zum Markenzeichen des „Kletterdorfes“ Weißbach geworden sind. Innerhalb weniger
Jahre ist ein wahres Paradies für Kletterbegeisterte entstanden, das, dem Zeitgeist entsprechend, schwierige und gut abgesicherte Routen mit kurzen Zustiegen kombiniert.
Die Alpenvereinsjugend hat diesen besonderen Platz schon vor vielen Jahren entdeckt und hier ihre Ferienwiese eingerichtet – ein Jugend- und Familienzeltplatz
mit vielfältigen Möglichkeiten in nächster Umgebung.

Vielfalt an Tourenmöglichkeiten
Unweit der Ferienwiese überwindet die Hirschbichlstraße in engen Kehren die Steilstufe ins Hintertal. Eigentümlich und abgeschieden ist es da. Über breitflächigen Bergwiesen lagern grauweiße Felsbänder, am Horizont künden die Südabstürze der Reiteralm bereits den Nationalpark Berchtesgaden (D) an. Man ist hier im Grenzbereich zu Bayern.
Das Gebiet im Vorfeld des Steinernen Meeres ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Mountainbiker. Das weitläufige Almgelände bietet unvergleichliche Einblicke in die gegenüber liegende Felsmasse der Leoganger Steinberge mit dem Birnhorn als
höchsten Gipfel.

Wildes Wasser und tiefe Höhlen
Die Saalach mit ihren Strudeln und Engpässen ist schon lange fürs Raften, Canyoning oder Kanufahren bekannt. Als familienfreundliche Ferienregion bietet das Salzburger Saalachtal auch tolle Angebote für die ganze Familie, die über die Ferienwiese des ÖAV oder die ansässigen Wassersportschulen gebucht werden können.
Für all jene, die noch tiefer ins Innere der Berge eintauchen möchten, empfiehlt sich eine geführte Tour in den Forscherteil des Lamprechtsofens. Bereits in den Jahren 1822 und 1823 wagten sich Wagemutige in die Höhle, deren oberer Teil bereits 12 Mio. Jahre alt ist, während der untere Teil hin zum Saalachtal wohl erst im Zuge der letzten Eiszeit entstand. Mit ihren 35 km Gesamtausdehnung war die Höhle lange Zeit die größte Höhle Europas. Im Jahr 1899 pachtete die Sektion Passau des DAV die Höhle und eröffnete am 30. Juli 1905 einen Schauteil mit elektrischem Licht. 1993 folgte wieder eine Sensation: Polnische Höhlenforscher entdeckten in 2.178 Meter Höhe einen weiteren Höhlenzugang. Seither gilt der Lamprechtsofen mit seinen mehr als 50 km langen Gangsystemen als die längste Durchgangshöhle der Welt. Ein besonderes Naturerlebnis stellt der Besuch der Prax-Eishöhle dar, die tief ins Innere der Loferer Steinberge führt. Sie weist eine Länge von etwa einem Kilometer auf und beherbergt je nach Jahreszeit imposante Eissäulen, Eisfälle, Eiskeulen und schönes Bodeneis. Besichtigungen sind vom Frühjahr bis in den späten Herbst als geführte Touren mit einem staatlich geprüften Höhlenführer möglich.

Naturparkgemeinde
Seit 2007 gibt es den Naturpark Weißbach. Mit seiner Ausweisung soll die traditionelle Kulturlandschaft Wertschätzung erfahren, erhalten und weiterentwickelt werden. Den größten Flächenanteil am Naturpark haben die drei Gemeinschaftsalmen Kallbrunnalm, Litzlalm und Kammerlingalm sowie die Hundsfußalm, die jeweils mit den umgebenden Waldgebieten als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen sind und eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Hier findet man auch liebevoll gepflegte, urige Almhütten.
Darüber hinaus verfügt der Naturpark mit der Seisenbergklamm über ein herausragendes Naturdenkmal. Die Klamm befindet sich am unmittelbaren Ortsrand von Weißenbach und schneidet sich auf einer Länge von 600 Metern bis zu 50 Meter tief in den Dachsteinkalk. Im vorderen Teil ist die Klamm noch breit, je weiter man flussaufwärts gelangt, desto enger rücken die Felswände zusammen und desto weniger Tageslicht gelangt ins Innere. Die Klamm ist über eine Steiganlage erschlossen und vor allem für Kinder ein Erlebnis. Auch das Naturpark-Besucherzentrum ist einen Besuch wert. Es organisiert zahlreiche Veranstaltungen.

Zwei Schutzgebiete, zwei Bergsteigerdörfer
Im Jahr 2015 hat Weißbach mit dem ersten deutschen Bergsteigerdorf Ramsau bei Berchtesgaden eine prominente Schwester bekommen. Die Verbindung zweier Bergsteigerdörfer und zweier Schutzgebiete (Nationalpark Berchtesgaden und Naturpark Weißbach) eröffnet eine Fülle von grenzüberschreitenden, geführten Angeboten für Familien, Abenteuerlustige und Genießer. Der Almerlebnisbus
(Fahrradtransport möglich) passiert am Hirschbichlpass die Staatsgrenze und verbindet während der Sommermonate Weißbach und Hintersee/Ramsau (D) über die für den allgemeinen Verkehr gesperrte Hirschbichlstraße. Damit entsteht eine enge Verbindung zwischen zwei Wanderregionen, die wertvolle Naturräume und die Wertehaltung der Bergsteigerdörfer als große Gemeinsamkeit aufweisen.

Roland Kals (Projektteam Bergsteigerdörfer),
Birgit Battocleti (Naturpark Weißbach bei Lofer)