In den Villgrater Ortschaften und verstreut im Tal gibt es Kultur- und Natur­denk­mäler, sowie viele andere Besonderheiten zu entdecken: Wer will, kann sich auf Kultur­wanderungen im Bergsteigerdorf begeben, kann hinter Innervillgarten an der Oase Sinkersee alte Kulturtechniken des Zäunebauens im Vorübergehen bestaunen, kann die vom Heimatpflegeverein mustergültig restaurierte Wegelate Säge als euro­päi­sches Industriedenkmal bewundern oder bei Außervillgraten im Ensemble Wur­zer­hof bäuerlichen Alltag heute und bäuerliche Traditionen im Freilichtmuseum erfahren.

In spannendem Kontrast zu den mächtigen Bauernhäusern in traditioneller Holzbau­weise stehen markante zeitgenössische Bauten wie das Gasthaus Badl Alm oder die Kunstschmiede Steidl. Oder man besucht eines der für das Tal charakteristischen Almdörfer in Innervillgraten wie Oberstaller-, Unterstaller-, Alfen- und Kamelisenalm oder erwandert einzelne Almhütten im Außervillgrater Winkeltal und am Thurntaler.

14 Kapellen und drei Kirchen stehen in der Villgrater Landschaft, besonders sehens­wert ist die Bachletkapelle, „Bochlate Kirchl“, der älteste Sakralbau des Villgraten­tales, und die Wallfahrtskirche Maria Schnee im kleinen Weiler Kalkstein mit „Pest­friede­hof“. Hier tankt Kraft, wer nicht müde wird, Ausschau zu halten.

Die Innervillgrater Almdörfer Oberstaller-, Unterstaller-, Alfen- und Kamelisenalm sowie einzelne Hütten im Außervillgrater Winkeltal und am Thurntaler sind charakteristisch für das Tal. „Die Almen sind der schönste Besitz der Villgrater“, schrieb der aus Heinfels am Taleingang stammende Heimatpoet Franz Josef Kofler (1894 – 1961).

Ihr Ursprung reicht ins 15. Jahrhundert zurück. Damals begann man die zuvor in „Ge­mein­der­schaft“ geführten Urhöfe der frühen Siedler zu teilen, in Einzelfällen bis zu 1/96. Für die wachsende Bevölkerung wurden neue Flächen zur Bewirtschaftung ur­bar gemacht. Das zusätzliche Heu für die Winterfütterung der Tiere wurde auf den steilen Bergwiesen, die bis hinauf auf 2.500 Meter reichten, gewonnen. Die Ein­bring­ung war aber äußerst mühsam und gefährlich. So entschie­den sich die Bauern, im Sommer mit Familie, Kind und Kegel auf die Alm zum weidenden Vieh zu ziehen und den ganzen Sommer dort zu bleiben. Deshalb gleichen die Almhütten, die in der Villgrater Mundart „Kasern“ oder „Kammern“ heißen, kleinen Bauernhäusern mit zwei Stockwerken: oben befanden sich die Wohnräume, unten war der Stall. Das gesamte Dorfleben verlagerte sich somit für mehrere Monate auf die Alm.

Als im Spätsommer im Tal das „Gruimat“, die zweite Mahd, zu mähen war, zog die Familie wieder zurück zum heimatlichen Hof. Mehr als fünfhundert Jahre lang gab es diesen Kreislauf im Leben der Villgrater, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute sind die Hütten der Villgrater Almdörfer begehrte Urlaubsdomizile, vielfach Monate vor der Saison ausgebucht und bieten einen einfachen, naturverbundenen Urlaub in den Bergen. Rustikaler „Luxus“ mit kaltem Fließwasser, einem Holzherd und viel Ge­müt­lich­keit und Ruhe erwartet die Alm-Urlauber inmitten der herrlichen Bergwelt.

Zwei Bergsteigerdorf-Partner bieten solche Almhütten für den Bergurlaub an:

Im kleinen Weiler Kalkstein in Innervillgraten befindet sich die neugotische Wall­fahrtskirche Maria Schnee. Der erste Kirchenbau in Kalkstein beruht laut mündlicher Überlieferung auf einem Pestgelöbnis. 1660 erfolgte dann die Kirchenweihe. Bei der Renovierung im Jahr 1859 blieben leider nur noch wenige Teile der alten Kirche bestehen. Die neue Wallfahrtskirche wurde schließlich 1875 eingeweiht. Seit 1949 ist der Kirche auch ein eigener Friedhof angeschlossen. Um 1800 wurde der Pfarrhof errichtet, und von 1880 bis 1991 war diese Filiale der Pfarre Innervillgraten mit einem Priester besetzt. Nach dem Tod von Johann Bergmann, dem letzten Expositur­priester, wurde das Widum dem Kalasatinerorden vermietet. Seit 1996 ist das „Haus Betanien“ nun ein Ort der Anbetung und Stille.

Auf vielen Almen des Villgratentals befindet sich inmitten der Almdörfer auch eine kleine Kapelle. Die Kapellen wurden von den Menschen zum Schutz gegen Unheil oder als Zeichen der Dankbarkeit errichtet. Auch im Tal befinden sich zahlreiche Kapellen, die allesamt liebevoll renoviert wurden und Wanderer zu einer kurzen Rast einladen. In der Tourismusinformation Villgratental liegen Kirchen- und Kapellen­führer mit ausführlicher Beschreibung auf.

Mit Hilfe des Villgrater Heimatpflegevereins wurde die Wegelate Säge von 1990 bis 1993 wieder in Stand gesetzt und erhalten. Somit steht in Innervillgraten das letzte Venezianer-Sägewerk, welches wie seit jeher ausschließlich mit Wasserkraft betrieben wird. Weiters stehen an diesem Standort ein Lodenstampf und eine Mühle. Informationen zu Besichtigungs- und Vorführzeiten gibts im Tourismusbüro.

Gasse 78
9932 Innervillgraten
Tel.: +43 (0) 50 212 340
Fax: +43 (0)4843 5317-10
E-mail: innervillgraten@osttirol.com
www.villgratental.com

Auf Initiative der Villgrater Bevölkerung wurde das Feuchtgebiet Sinkersee 2005 zum Naturdenkmal erklärt. Das von den Villgratern so genannte „´s Sinkerseabl“ ist ein von Hangquellen gespeister Quellsee, der von einer Vielfalt an interessanten Lebens­räumen umgeben ist. Um den inmitten von Almweidegebieten gelegenen Sinkersee zu schützen, wurde das Areal mit traditionellen Holzzäunen umfriedet. Vom Schwar­tenzaun bis zum „Lucken“-Zaun werden rund um den See fünf verschiedene Varianten zur Schau gestellt, Schautafeln geben zusätzliche Informationen zum Naturdenkmal.

Die Hofanlage Wurzerhof im Außervillgrater Winkeltal, etwa zwei Kilometer außer­halb des Dorfzentrums, ist ein bewirtschafteter Bauernhof mit Selbstversorger-Unterkünften und einem Museum, dessen Spuren ins frühe 15. Jahrhundert zurück­reichen und als einzigartig in Tirol gilt. Ab 1999 vom Villgrater Heimatpflegeverein liebevoll restauriert wurde das Ensemble  2001 unter Denkmalschutz gestellt. Die Getreidemühle (eine sehr seltene Zweifachmühle), das Museum im Keller mit Handwerksausstattung, Schmiede, Backofen und Vorratskammer, die Waschküche mit Selche sowie die Kapelle und das Sägewerk sind als Museum zugänglich.