Val di Morins / Mühlental
Von alters her musste sich die Bevölkerung dieses entlegenen Bergtales auf die eigenen Ressourcen besinnen. Ein weiterer Ausdruck für die einstige Selbstversorgung und wirtschaftliche Unabhängigkeit in Lungiarü sind vor allem die zahlreichen Wassermühlen. Südtirolweit gibt es nur wenige Bergbachläufe, an denen Haus- oder Bauernmühlen noch in so stattlicher Anzahl anzutreffen sind. Die am besten erhaltenen Mühlen befinden sich südlich des Dorfes am Seresbach, wo sich nach Westen hin ein kleines Tal öffnet. Hier stehen bachaufwärts insgesamt acht perlenschnurartig aneinandergereihte Getreidemühlen. Nach einer Generalsanierung erfreuen sie sich eines sehr guten baulichen Zustandes und sind auch voll funktionstüchtig. Von den einst vorhandenen Venezianersägen und Hammerschmieden hingegen zeugen heute nur mehr spärliche Reste.
Infolge des starken Rückganges im Getreideanbau, der agrarischen Umstellung auf die Viehwirtschaft und nicht zuletzt auch wegen der Ableitung der Bäche zur Stromgewinnung ist es in den letzten 20 bis 30 Jahren aber auch um die Mühlen im Val di Morins (Mühlental) recht still geworden.
Cialciara
Symbolhafte Objekte für die einstige Autarkie sind auch die Kalkbrennöfen (lad. cialciara). Ihre Verbreitung lässt sich in Lungiarü auf etwa acht bis neun Stück schätzen. Beim Besuch der Standorte fällt ins Auge, dass die Öfen immer abseits der Siedlungen – zumeist im Walde, wo auch reichlich Holz zum Heizen vorhanden war – errichtet wurden. Darüber hinaus wurden vor allem jene Plätze vorgezogen, wo das erforderliche Kalkgeröll in möglichst greifbarer Nähe und auch in hinlänglicher Quantität anzutreffen war. Kalk gebrannt wurde in Lungiarü besonders im Frühjahr vor dem Beginn der Feldarbeit und auch im Herbst. Die Kalkbrennöfen wurden nicht gewerblich betrieben, sondern lediglich zur Deckung des Eigenbedarfes bei anfallenden Bautätigkeiten.