Zeit der Steine
Die geologische Vergangenheit vom Jezersko Tal ist sehr bunt. Die fast 400 Millionen Jahre alten Korallenriffsteine der Bergkämme von Virnikov Grintovec, Pristovški Strožič und Stegovnik sind die ältesten, gefolgt von einigen zehn Millionen Jahre jüngeren Schiefern, Grauwachen und Brekzien. Vulkanische Aktivität, die von explosiver Natur war, war am stärksten in der Trias – die Spuren sind noch heute auf der Alm Štularjeva planina zu sehen, wo man vor allem vulkanische Ergussgesteine wie Quarzporphyr und Quarzporphyrit finden kann.
Die Savinjer Alpen entstanden vor 200 Millionen Jahren, und zwar aus Ablagerungen am Grunde eines seichten Meeres. 60 Millionen Jahren vor unserer Zeitrechnung verursachten dann Kräfte aus dem Erdinneren, dass sich die Alpen emporgehoben haben. Die heutige Landschaft des Tales haben die Gletscher geprägt, die wegen der Warmzeit vor mehr als 10.000 Jahren (11.700) getaut sind. Das Tal wurde aufgrund seines wasserundurchlässigen Bodens mit Wasser bedeckt und ein großer Gletschersee entstand, der nach dem starken Erdbeben 1348 abzufließen begann. (Quelle: Bavec et al. 2009. Geologija Slovenije = Geologie Sloweniens. Ljubljana, Geološki zavod Slovenije: 612)
Zeit der Menschen
Die ersten dokumentierten Siedler und Siedlerinnen ließen sich in den Tälern unter dem Berg Kočna schon im ersten Jahrtausend A.D. nieder und wahrscheinlich versorgten sie sich vor allem durch Jagd mit Nahrung. Die ersten Niederschriften von 811 beschreiben die hölzerne Kapelle, die den reisenden Händlern und Mönchen Schutz bot, die aus Richtung Tržič kamen und sich weiter nach Karantanien oder in die andere Richtung über Krain zum Meer begaben. In den Zeiten der Pest im 14. Jahrhundert ließen sich im Tal weitere Siedler nieder, um dem drohenden Tod zu entgehen. 1348 ließ das starke Erdbeben von Kärnten mit dem Epizentrum in Villach Folgen auch im Tal (nach EMS wurde die Stärke des Erdbebens auf 10 eingeschätzt und es wurde auch in Neapel, Straßburg und Krakow gespürt) – während des vierzigtägigen Bebens lockerte sich die Sperre am Westen der Makekova Kočna auf und das Seewasser begann durch das einzige Hindernis, das die Wassermasse des großen Sees zurückhielt, auszuströmen. Die vormals überschwemmten Felder, die nach dem Rückzug des Sees versumpft geblieben sind, wurden ab 17. Jahrhundert absichtsvoll entwässert und bis heute sind nur noch einige kleinere Feuchtgebiete erhalten geblieben. Der große See wurde auch von Baron Janez Vajkard Valvasor erwähnt.
Im 15. und 16. Jahrhundert wüteten auch im Jezersko Tal die Türken, die niedergebrannte Bauernhöfe hinter sich gelassen haben und die Bewohner zogen sich vor ihnen in die Berge zurück. Das vom See abgeflossene Wasser beschleunigte die Entwicklung der Landwirtschaft und im ganzen Tal wuchs Getreide und sonstiges Gewächs, das die Menschen zum Überleben brauchten. Schafhaltung stellte eine der wichtigsten Erwerbstätigkeiten dar und im 17. und 18. Jahrhundert gelang es den Bauern von Jezersko zusammen mit den Bewohnern vom benachbarten Gebiet von Solčava durch planmäßige Zucht eine neue für die Hochgebirgsbedingungen geeignete Schafrasse zu züchten – die sogenannte Jezersko-Solčavsko Schafrasse. Die Bewohner von Jezersko wussten schon sehr früh, wie man zusätzlichen Verdienst machen kann und als Ergänzung zur Landwirtschaft machten sie Gewinn auch durch Warentransport zwischen Krain und Kärnten. Die verbesserten Verkehrsverbindungen mit Krain und der Anfang der Eisenverhüttung in Kokra ermöglichten den Aufschwung der Fuhrmannschaft – von der Mitte des 18. Jahrhunderts versorgten sie vor allem Hammerwerke mit Kohle, nach dem Verfall des Schmiedehandwerkes Hundert Jahre später erlebten aber Sägewerke und der Handel mit geschätzter Jezersko Lärche einen Aufschwung. Die Lärche wurde anfangs auch bis Triest transportiert, wo sie zur Herstellung der Mastbäume genutzt wurde, und später bis zur Eisenbahn in Ljubljana und dann in Kranj. Ende des 19. Jahrhunderts begann sich das Jezersko Tal auch als ein erwünschtes Reiseziel der sich neuentwickelten Branche – Tourismus – durchzusetzen. Gaststättengewerbe mit Unterkunftsmöglichkeit wurde infolge der existierenden Handelswege schon viel früher entwickelt (dokumentiert mindestens schon im 16. Jahrhundert), durch Tourismusentwicklung wurde aber das Tal unterhalb der Kočna von immer mehreren Menschen besucht, die diese Umgebung wegen der Schönheit des Jezersko Tales und der umgebenden Berge besichtigten.
Die Tschechen, Besitzer der Fabriken in Krain, bauten zur Jahrhundertwende unterhalb der Nordwand des Grintovec eine Berghütte (Češka koča, Tschechische Hütte) und wie schon oft zuvor, passten die Einheimischen an die Wünsche der neuen Gäste schnell an und sie haben zahlreiche „Zimmer für Fremde” ausgestattet. Außerdem beeinflusste der Tourismus gleichzeitig auch den Aufschwung zahlreicher Gewerbe. Der wurde im Ersten Weltkrieg zwar ein wenig gehindert, aber das Tal hat sich schnell erholt und hat sich weiterentwickelt. Völlig anders war es jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg. Gewerkschaftstourismus stellte den ersten Rückschritt dar und im Jahr 1982 wurde noch das Krankenhaus für Augenkrankheiten geschlossen, obwohl der Ort auf diesem Gebiet der einzige mit Kurortstatus war. Weil es zu vielen Änderungen in der Organisation der Landwirtschaft kam, zogen die Einwohner massenhaft nach Kranj, viele Bauernhöfe haben sich deswegen rückläufig entwickelt und manche sind auch heruntergekommen. Die Situation hat sich erst im letzten Jahrzehnt ein wenig verbessert und immer mehrere junge Familien entscheiden sich, im Heimatort zu bleiben und sie suchen verschiedene Wege, wie sie hier arbeiten und leben können.
Die ehemaligen Erfolge stellen auch eine Orientierung für die kommenden Jahrzehnte dar. Die Ozonschicht ist hier dicker als in Davos in der Schweiz, was heißt, dass die Atmosphäre hier weniger schädlich ist für die Augen und angenehmer für Tuberkulosekranke. Unversehrte Natur, schwindlige Höhen des stolzen Grintovec und guterhaltene Kulturlandschaft – das alles wird Ihnen von den freundlichen Einheimischen angeboten und alle, die nach Jezersko kommen – wo Slowenien am schönsten ist – werden auch mit gutem Essen ihrer Großmütter und mit edlem Tropfen ihrer Großväter verwöhnt.