Vielfalt und Extreme

Landschaftlich präsentiert sich das Matscher Tal sehr vielfältig, und das beginnt schon bei der Anfahrt zum Dorf. Schwarzföhrenwälder und Trockenrasen mit seltener Steppenvegetation säumen die kurvige Straße. Hier findet man Pflanzen aus dem zentralasiatischen und mediterranen Raum, seltene Vögel und Schmetterlinge. Matsch ist eines der trockensten Täler der gesamten Alpen.

Vielfältiges Mosaik

Vor dem Dorf öffnet sich der Blick zum Landschaftsschutzgebiet „Matscher Wiesen“, eigentümlich terrassenförmigen und kleinstrukturierten Kulturgründen, die sich steil an das Gelände unterhalb des verschachtelten Dorfes anschmiegen. Da damals bereits jedes Stückchen Kulturgrund wertvoll war, scheuten die Dorfbewohner diese mühselige Arbeit nicht. Wegen der Trockenheit mussten viele Waale zur Bewässerung der Wiesen und Äcker erbaut werden. Der Ackerwaal ist durch das Mosaik von Feucht- und Trockenlebensräumen noch Lebensgrundlage für eine enorm hohe Artenvielfalt auf kleinstem Raum, wie sie nur mehr ganz selten vorkommt. Heute ist hier ein wunderschöner Waalweg angelegt.

Einsame Bergseen

Der Matscherjochsee (3.188 m) gilt als höchster Bergsee Südtirols, die Saldurseen sind das höchste Seenplateau Südtirols, in beiden wird ab und an sogar geschwommen.

Das am besten erforschte Tal Südtirols

Überhaupt deckt das Matscher Tal auf engem Raum von 1.000 bis 3.700 Meter Höhe alle typischen Höhenstufen einer Bergregion ab, und es findet sich eine Vielzahl von Vegetationsstufen, vom Obstbau bis zum Gletscher. Auch deshalb ist das Tal seit 2014 Teil eines weltweiten Forschungsnetzwerkes, das die Langzeitänderungen durch Klima und Landnutzungswandel untersucht. Die Wissenschaftler der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) haben 17 Klimamessstationen im Tal installiert, die fortlaufend Temperatur, Niederschlag und Wind messen. Es wird der spannenden und zukunftsweisenden Frage nachgegangen, wie sich verschiedene klimatische Bedingungen, deren Veränderung und die menschliche Landnutzung auf die Artenvielfalt auswirken.

Gute Möglichkeiten zur Wildbeobachtung

„Das Matscherthal war einst das gemsenreichste Thal Vintschgaus, sowohl diesseits als jenseits der Etsch. Ein noch lebender Matscher Jäger, Josef Tschiggfrei, ein hoher Sechziger, schoß allein auf der Pürsch in diesem Revier weit über vierhundert Gemsen, und zwar meistens noch mit dem Vorderlader …“, so beschrieb Ernst Meran, richtig Ernst Semmler, ein inzwischen in Vergessenheit geratener Romancier des 19. Jahrhunderts, in seinem Roman „Edelweiss und Tannengrün“ die Fauna in Matsch. Ein imposanter Findling auf der Seitenmoräne des Matscherfernes in den Gawelzen trägt seinen Namen.

Geblieben sind die Matscher bis heute verwegene „Gamsjager“. Die Bestände von Rot-, Gams- und Rehwild haben sich recht gut entwickelt. Sogar Steinwildrudel können auf den ausgedehnten Bergtouren im Bereich der Saldurseen oder von der Matscher Alpe aus in ihren Wintereinständen beobachtet werden. Im Bereich der Matscher Alpe brütet auch der Steinadler. Nach den Wiederansiedlungsprojekten in dem benachbarten Nationalpark Stilfserjoch und dem Schweizer Nationalpark hat der Bartgeier ebenso Fuß gefasst. Auf den Skitouren und Schneeschuhwanderungen kann man unter Umständen an der Waldgrenze das Birkwild antreffen, im Hochgebirge die Schneehühner. Bekannt ist Matsch für seine ausgezeichneten Steinhuhnvorkommen, einem Charaktervogel der felsdurchsetzten Trockenrasen an und über der Waldgrenze an der Matscher Sonnenseite.