Unterhalb der Hochplatte ragt aus dem Kalkriff, das sich von der Zellerwand bis zur Kampenwand zieht, ein Felssporn – der Teufelsstein. Sein besonderes Merkmal sind zwei riesige Löcher im Gipfelbereich. Wie sind diese entstanden?

Nicht weit von diesem Felssporn entfernt lag über Jahrhunderte die Wolfsalm, von der nur noch zwei total überwucherte Grundmauern zu sehen sind. Viele Jahre hauste dort eine gottvergessene und liederliche Sennerin. Als sie es wieder einmal gar zu arg trieb, kam eines Tages der Teufel auf einem Feuerschweif reitend über die Hochplatte zu Besuch.

Fürchterliche Angst überkam die Sennerin. Sie ahnte nichts Gutes und wollte, bevor der Satan überhaupt in ihre Nähe kam, ihr Leben schützen. Eilends nahm sie einen geweihten Palmbuschen auseinander und legte Zweig um Zweig möglichst eng um den Kaser. Der Ring war bis auf eine kleine Lücke, an der ein Wacholderbusch stand, geschlossen. Der höllische Besuch fuhr wutschnaubend um die Hütte herum, die Palmkätzchen hinderten ihn am Zugang zur Alm. Er bettelte die Sennerin an und versprach ihr Gold und Geschmeide, wenn sie seine Hauserin und Köchin würde.

„Schleich di, i mog net! I schau, dass mir de Muttergottes von Altötting hilft!“ rief die Sennerin. Nach Nennung der Gottesmutter krümmte sich der Teufel. Er zitterte am ganzen Körper und seine Stimmung änderte sich schlagartig. Er stampfte fürchterlich mit den Hufen. In diesem Augenblick entdeckte er die Lücke am Wacholderbusch, schwang sich mit seiner höllischen Schürgabel über die ungeweihte Stelle und landete mit einem Satz vor der Kasertür, der Sennerin den Eingang versperrend.

Kein langes Federlesen machte er, sondern nahm die Ungehorsame unter den Arm und so sehr sie sich wehrte, fuhr er samt menschlicher Last in die Luft. Pfeilgerade flog er mit den Hörnern voraus gegen die Felswand und mit fürchterlichem Getöse durch diese hindurch. So entstand das erste große Loch im Felsen.

Zurückblickend entdeckte der Teufel seine im Gebüsch stecken gebliebene Ofengabel. Mit der Faust schlug er unter dem Flug ein Loch in den Felsen und griff mit der freien Hand nach der Gabel. So entstand das kleinere zweite Loch.

Als der Bauer nach einiger Zeit auf die Alm kam, fand er nur das verlassene Vieh, die sonderbar ausgelegten Palmzweige, den vom Höllenspieß angesengten Busch und die zwei schwarz umrandeten Löcher in der Felswand vor. Die Sennerin aber blieb spurlos verschwunden. Von da an wurde die Alm nie mehr bestoßen, der Felssporn mit den beiden Löchern aber hieß für immer „Teufelsstein“.