Berglandwirtschaft

„Ein von hohen Gipfel umrahmter Garten“, so beschreibt Hans M. Tuschar das Hochtal in seinem Buch Alpingeschichte Bergsteigerdorf Zell/Sele treffend. Die meisten der bäuerlichen Anwesen der Gemeinde liegen verstreut im gesamten Tal auf malerischen Rodungsflächen in einer Höhe von 850 m bis 1.140 m Seehöhe und sind großteils über zwar schmale, aber gepflegte, meist asphaltierte Zufahrtsstraßen erreichbar.

Kultur & Tradition

Die vielen zweisprachigen Schilder zeigen es deutlich: das Slowenische wird im Bergsteigerdorf Zell-Sele bewusst gepflegt, der Großteil der Einwohner der rund 600 Seelen zählenden Gemeinde gehört der slowenisch-sprachigen Volksgruppe in Kärnten, den Kärntner Slowenen, an. Als zweisprachige Gemeinde, ist Zell-Sele geprägt von kultureller Vielfalt, in der sich das Brauchtum aus zwei Kulturräumen trifft und vermischt.

Neben den beiden Freiwilligen Feuerwehren gibt es in Zell-Sele derzeit 10 Vereine, in denen sich viele der 600 Einwohner des Ortes einerseits engagieren und andererseits gemeinsam viele Freizeitaktivitäten planen und durchführen. Das Vereinsangebot reicht von zwei Kulturvereinen über zwei Sportvereine bis hin zu einem Gesangsverein. Vor allem die Kulturvereine setzen sich für den Erhalt der slowenischen Sprache ein.

Naturkundliches

Geopark Karawanken

Die östlichen Karawanken sind ein geologisch besonders interessantes Gebiet mit über 400 Millionen Jahre alten, an die Erdoberfläche tretenden, Gesteinen. Die Errichtung des grenzüberschreitenden Geoparks Karawanken trägt dieser Gegebenheit Rechnung. Er eröffnet dem Besucher neue Möglichkeiten, Unbekanntes zu erleben und geologische Geheimnisse zu entdecken. Das Gemeindegebiet von Zell – Sele ist zur Gänze Teil dieses Geoparks, wobei die Ostseite der Koschuta besondere Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Gebirges gewährt. Hier zeigt sich neben den vielfältigsten Erosionsformen auch die bunte, rot gefärbte Tarviser Brekzie, die in der Folge auch in der Trögerner Klamm zu Tage tritt.

Durch Jahrhunderte bildete die Verarbeitung der in den Karawanken vorkommenden Mineralerze, vor allem Eisen, Blei und Zink, für die Menschen in Zell – Sele eine wichtige Existenzgrundlage. Fuhrwerkstätigkeit, Bergmannsarbeit und die Erzeugung von Holzkohle für die Hüttenbetriebe und Schmieden entlang der Karawankenbäche stellten wichtige Erwerbszweige dar. Heute noch zeugen viele Relikte von der regen Emsigkeit. Der kürzlich frei gelegte Schachtofen im Babucnikgraben aus dem 16. Jahrhundert genauso, wie die vielen Schürflöcher und die unzähligen, gut erkennbaren Kohlestätten. Der Geopark Karawanken wurde von der UNESCO ausgezeichnet.

www.geopark-karawanken.at

Entlang der Südseite, also auf der slowenischen Seite der Koschuta, zieht sich ein Abschnitt des bis in den Karst führenden geologischen Schaupfades, der in Jezersko beginnt und in Tržič endet. In diesen Pfad kann man über den Anstieg durch den geologisch hoch interessanten Felsenkessel der „Mela“ auch von Zell – Sele aus einsteigen.

Karte des Slowensichen Geologischen Pfads …

Die Gemeinde Zell – Sele ist durch den Wald geprägt, der Generationen hindurch gerodet oder in Fichtenwälder umgewandelt wurde. Trotzdem haben über weite Flächen immer noch bunte Mischwälder überdauert. Zwischen 750 und 1.000 m liegt eine untere Rotbuchen-Tannenstufe, die in günstiger Terrassenlage stark gerodet wurde. Die darüber liegende obere Rotbuchen-Tannenstufe wurde häufig zu Fichtenwäldern umgewandelt. Über 1.200 m treten immer noch Buchen auf, zumeist aber Fichten und bis an die obere Waldgrenze zunehmend Lärchen. Auf der Hirsalm am Ferlacher Horn angepflanzte Zirben zeigten schon nach wenigen Jahren keine großen Überlebenschancen.

Über der durch Lawinenstreifen und Schuttkare weit herab gedrückten Waldgrenze (1.700 bis 1.800 m) liegt ein breiter Kampfgürtel, der in Zwergstrauchheide übergeht. In den Karen und an sonnigen Hängen bis 2.000 m herrscht die Legföhre (Latsche) vor und an feuchten, lange mit Schnee bedeckten Stellen die Grauerle.

In Zell – Sele zeigt sich im wesentlichen die baltische Flora Mitteleuropas. Die in die Karawanken durch die Quertäler (Loibl-, Vellach- und Mießtal) verbreiteten pontischen und illyrischen Pflanzen, wie Mannaesche, Hopfenbuche und Schwarzkiefer, finden sich im Zeller Bereich nur selten; hingegen wird der Wanderer immer wieder auf sogenannte endemische Pflanzen treffen, die nur in den Karawanken vorkommen z.B. die Krainerlilie.

Die reiche mitteleuropäische Fauna der großen Wälder wurde durch die Wiedereinbürgerung des Rotwildes wieder ergänzt. Regelmäßig taucht auch der Braunbär auf und selten, aber immer häufiger, werden auch Luchs und Wolf gespürt.

Jedem Wanderer fallen die steilen, mit Wald bedeckten Bergflanken und das sanfte, von West nach Ost abfallende, Hochtal von Zel – Sele auf. Dieses langgestreckte Tal wird im Norden, aber besonders im Süden von schroffen Felsgestalten begrenzt, die mit ihren hellen Wänden und Karen zu den dunklen Wäldern einen malerischen Kontrast bilden. Diese Geländeformen begründen sich in ihrem geologischen Bau. Entlang der Geländefalte in der Zell – Sele treten kristalline Gesteine, alte Schiefer und Tiefengesteine auf, die bei der Alpenfaltung aus einer Schwächezone ausgequollen sind. Diese Zone wird als „periadriatische Naht“ bezeichnet und gilt als Grenze zwischen der afrikanischen und der europäischen Kontinentalplatte. Beim Durchfließen widerstandsfähiger Gesteinszonen bilden Bäche, wie die Ribnica, der Waidischbach oder der Freibach, Klammen.

Über Dolomit und Muschelkalk weisen die Hochgipfel um Zell – Sele auch Wettersteinkalk auf. Im Wettersteinkalk wurden früher am Obir Blei und Zink und an vielen anderen Stellen der Gemeinde Eisenerz abgebaut. Insgesamt handelt es sich um ein relativ junges Gebirge, das auch heute noch weiter angehoben wird.

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