Der Botaniker Carolus Clusius erforschte als Gast der Kartäuser vom Seehof ausgehend vor allem die Pflanzenwelt von Ötscher und Dürrenstein und bestieg dabei 1574 erstmals den Ötscher. Ende des 19. Jahrhunderts war Lunz am See bereits ein von vielen prominenten Wissenschaftlern und Künstlern stark besuchter Fremdenverkehrsort. Die Anreise von Wien erfolgte ab 1859 mit der Westbahn bis Pöchlarn und ab 1877 mit der NÖ-Südwestbahn bis Kienberg-Gaming. Von dort aus konnte man mit dem Stellwagen über den Grubberg nach Lunz am See fahren.
Eisenbahn als Entwicklungsmotor

Mit dem Ausbau der Ybbstalbahn bestanden ab 1898 Bahnverbindungen mit Kienberg und Waidhofen an der Ybbs, was zu einer stärkeren Entwicklung des Fremdenverkehrs führte. Vor allem die Wiener Gäste gründeten nun Vereine, die gemeinsam mit den einheimischen Verschönerungsvereinen den Ausbau und die Markierung von Wanderwegen, den Bau von Schutzhütten und die Veranstaltung von Festen und Sportbewerben in die Wege leiteten. In Lunz am See handelte es sich um den Verein „D ́Scheiblingstoaner“, in Göstling um „D ́Göstlinger“ und in Lackenhof um „D ́Lackenhofer“. Bereits 1887 konnte das „Ötscher Schutzhaus“ eröffnet werden und 1891 auf dem Hochkar die „Kremserhütte“. In Lunz am See plante man 1907 den Bau einer Schutzhütte auf der Herrenalm, doch begnügte man sich 1920 mit dem Pachten einer Jagdhütte auf der Wiesenalm. An dieser Stelle errichtete schließlich die Sektion „Ybbstaler“ des OeAV 1925 die „Ybbstaler Hütte“.

Zwischenkriegszeit

In der Zwischenkriegszeit erfolgte trotz großer Wirtschaftskrisen ein großer Ansturm von Touristen auf die Lunzer Bergwelt. Besonders beliebt war der Besuch der damals noch häufigen Narzissenwiesen. Man führte an Wochenenden eigene Touristenzüge von Wien nach Göstling, die im Winter als „Fahrt ins Weiße“ angeboten wurden, und die bereits erwähnten Schutzhütten waren restlos überfüllt. In Lunz am See veranstalteten Skilehrer im Stile der „Arlbergschule“ ab 1928 die ersten Skikurse, und 1935 kam erstmals das Skirennen um den „Dürrensteinpokal“ zur Austragung. Schon damals erfolgte die Tourismuswerbung mit zahlreichen Prospekten und gemalten „Heimatkarten“ sogar bis nach Ungarn.

Narzissenfeste und Wintersport

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit der Veranstaltung von Narzissenfesten. So konnte man z.B. 1958 beim 3. Narzissenfest 3.000 Zuseher und beim Pfingstverkehr über 4.000 Autos zählen sowie im Verlauf des Jahres 54.000 Übernachtungen verbuchen. Im darauffolgenden Jahr wollte man den Dürrenstein mit einem groß angelegten Skigebiet über den Hetzkogel hinweg erschließen. Nach dem Scheitern dieses Großprojekts begnügte man sich mit der Errichtung eines Skiliftes bei der „Seesprungschanze“, eines Liftes für den Nachtskilauf in Kasten und seit 1971 mit dem Ausbau eines kleinen Skigebietes auf dem Maiszinken.

Lunzer See

Den größten Anziehungspunkt für Gäste bildete natürlich stets der Lunzer See. Schon 1887 wurde die erste Bewilligung der allgemeinen Seefahrt mit einem großartigen Fest auf der Steinbauerhöhe gefeiert. 1928 eröffnete man „Strandbäder“ am Seebach und am Ufer des Sees. In diesem Jahr standen bei einem Schwimmfest sogar Schwimmbewerbe über die gesamte Länge des Sees und Turmspringen von einem 10m-Turm auf dem Programm. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Motorsportveranstaltungen auf dem zugefrorenen See sehr beliebt, und in letzter Zeit versucht man mit Kulturveranstaltungen auf der neuen Seebühne und auf dem See den Tourismus anzukurbeln.